Ein Kontokorrentkredit ist besonders bei Selbstständigen und Existenzgründern eine beliebte Lösung, um kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Seine Flexibilität und unkomplizierte Handhabung machen ihn attraktiv. Doch stellt sich die Frage: Ist ein Kontokorrentkredit tatsächlich die beste Wahl für eine Existenzgründung?
Was ist ein Kontokorrentkredit?
Ein Kontokorrentkredit dient Unternehmern, Freiberuflern und Existenzgründern als flexible Lösung zur kurzfristigen Finanzierung. Er wird häufig genutzt, um finanzielle Engpässe zu überbrücken, da er nicht an einen bestimmten Verwendungszweck gebunden ist und somit als liquide Reserve für Unternehmen dient.
Durch diese Kreditlinie können Selbstständige schnell und unkompliziert auf wirtschaftliche Herausforderungen reagieren, ohne langfristige Verpflichtungen eingehen zu müssen.
Aus rechtlicher Sicht handelt es sich beim Kontokorrentkredit um eine spezielle Form des Darlehens. Die Vergabe erfolgt auf Basis eines Vertrags mit der Bank, der unter anderem den maximalen Kreditrahmen, die Konditionen sowie die Laufzeit festlegt. Falls das Unternehmen den vereinbarten Kreditrahmen überschreiten muss, ist eine vorherige Absprache mit der Bank erforderlich.
Die Abwicklung erfolgt in der Regel über das Geschäftskonto, wobei der Kontokorrentkredit in seiner Funktion mit einem Dispositionskredit für Privatpersonen oder einer kurzfristigen Überziehungslinie für Unternehmen vergleichbar ist.
Vorteile eines Kontokorrentkredits:
- Maximale Flexibilität: Unternehmen können den Kredit je nach Bedarf in Anspruch nehmen und tilgen.
- Schnelle Verfügbarkeit: Einmal eingerichtet, steht die Kreditlinie sofort zur Verfügung.
- Zinszahlungen nur für genutzte Beträge: Zinsen fallen nur für den tatsächlich genutzten Kreditbetrag an.
Wie erhält ein Existenzgründer einen Kontokorrentkredit?
Um als Existenzgründer einen Kontokorrentkredit zu erhalten, ist ein Geschäftskonto erforderlich, das entweder bei der bestehenden Hausbank eröffnet oder dorthin verlegt werden kann. Da Gründer in der Regel noch keinen Jahresabschluss vorlegen können, ist es oft von Vorteil, das Geschäftskonto bei derselben Bank einzurichten, bei der bereits das private Girokonto geführt wird.
Die Beantragung eines Kontokorrentkredits erfolgt ähnlich wie bei anderen Kreditformen: Die Bank führt eine umfassende Bonitätsprüfung durch, bevor sie die Kreditlinie gewährt. Dabei spielen sowohl die persönliche Kreditwürdigkeit als auch die gewählte Unternehmensrechtsform eine entscheidende Rolle.
Wenn Sie als Gründer einen Kontokorrentkredit beantragen möchten, empfiehlt es sich, vorab mit Ihrer Bank zu sprechen. Besonders bei geplanten Veränderungen, wie einem Wechsel der Rechtsform oder einer neuen Bankverbindung, sollten mögliche Auswirkungen auf bestehende Kreditlinien geklärt werden. Banken neigen dazu, gewährte Kreditlinien zu streichen, wenn beispielsweise ein Unternehmen von einer GmbH in ein Einzelunternehmen umgewandelt wird.
Ein Kontokorrentkredit wird mit einem festgelegten Kreditrahmen ausgestattet, der üblicherweise für sechs Monate gültig ist. Nach der Einrichtung kann der Kredit flexibel genutzt werden, ohne dass eine erneute Genehmigung durch die Bank erforderlich ist. In den meisten Fällen erfolgt nach Ablauf der Frist eine Verlängerung oder eine Anpassung der Konditionen.
📌 Tipp: Das Geschäftskonto stellt das Fundament der Zusammenarbeit mit der Bank dar. Bei einigen Banken wird bereits bei der Kontoeröffnung ein kleiner Kreditrahmen eingeräumt, der sofort genutzt werden kann.
Welche Kosten fallen an?
Die Kosten für einen Kontokorrentkredit setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen. In erster Linie sind dies die Sollzinsen, die nur für den tatsächlich in Anspruch genommenen Betrag berechnet werden. Da diese Zinsen meist höher als bei klassischen Unternehmenskrediten sind, sollte der Kredit nur kurzfristig genutzt werden.
Zusätzlich können Bereitstellungsgebühren oder eine Kontoführungsgebühr anfallen, abhängig von der Bank und den individuellen Konditionen. Falls der vereinbarte Kreditrahmen überschritten wird, verlangen viele Banken zudem Überziehungszinsen, die oft noch höher ausfallen als die regulären Sollzinsen.
Um die Kosten gering zu halten, ist es ratsam, den Kreditrahmen nur gezielt zu nutzen und ihn möglichst schnell auszugleichen. Ein Vergleich verschiedener Banken kann zudem helfen, ein günstiges Angebot mit fairen Konditionen zu finden.
Den Kontokorrentkredit nur kurzfristig nutzen
Ein Kontokorrentkredit dient in erster Linie dazu, die finanzielle Flexibilität des Kontoinhabers zu erhöhen. Idealerweise wird er mit jeder neuen Abrechnungsperiode automatisch ausgeglichen. Da es sich hierbei um eine revolvierende Kreditlinie handelt, bleibt der Kreditrahmen kontinuierlich nutzbar.
Die Zinssätze für einen Kontokorrentkredit sind in der Regel variabel und orientieren sich sowohl am aktuellen Marktzinsniveau als auch an der individuellen Bonität des Antragstellers. Banken lassen sich diese Flexibilität allerdings gut bezahlen, weshalb diese Art von Kredit oft teurer ist als andere Finanzierungsformen.
Die genauen Konditionen, einschließlich möglicher Sicherheiten, werden individuell festgelegt und können je nach Bank verhandelbar sein. Dennoch stellt ein Kontokorrentkredit in vielen Fällen eine kostengünstigere Alternative zum Lieferantenkredit dar. Besonders sinnvoll kann es sein, Skonto-Vorteile durch die Nutzung des Kontokorrentkredits auszuschöpfen. Ein Vergleich des Skonto-Ersparnisses mit den anfallenden Zinsen des Kontokorrentkredits hilft dabei, eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung zu treffen.
Alternativen zum Kontokorrentkredit
Ein Kontokorrentkredit bietet kurzfristige Liquidität, ist jedoch oft mit hohen Zinsen verbunden. Je nach finanziellem Bedarf gibt es verschiedene Alternativen, die unter Umständen kostengünstiger oder langfristig sinnvoller sein können:
- Betriebsmittelkredit: Ein klassischer Unternehmenskredit mit festen Raten und längerer Laufzeit, ideal für geplante Investitionen.
- Factoring: Der Verkauf offener Rechnungen an einen Dienstleister sorgt für sofortige Liquidität, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen.
- Leasing: Statt Anschaffungen direkt zu finanzieren, kann Leasing eine flexible Lösung sein, um Betriebsmittel zu nutzen, ohne Kapital zu binden.
- Lieferantenkredite: Viele Lieferanten bieten Zahlungsziele oder Ratenvereinbarungen an, die kurzfristige Engpässe überbrücken können.
- Unternehmens- oder Geschäftskreditkarte: Für kleinere, laufende Ausgaben kann eine Kreditkarte mit flexiblem Zahlungsziel eine gute Alternative sein.
Je nach finanzieller Situation und Bedarf lohnt es sich, verschiedene Optionen zu prüfen, um eine Lösung mit möglichst niedrigen Kosten und hoher Flexibilität zu finden.